Ich möchte zwei Aspekte im Artikel hervorheben, mit denen ich völlig übereinstimme und die ich für äußerst wichtig erachte, um anschließend einen (in diesem Zusammenhang eher nebensächlichen) Einwand zu äußern.
- Nicht alles was man (zu Recht oder nicht) für unmoralisch, verwerflich, unvernünftig erachtet, darf durch rechtliche Mittel sanktioniert werden (hört sich zwar banal an, erstaunlicherweise muss man aber in Diskussionen immer wieder auf diese Unterscheidung hinweisen).
- Es ist eine Illusion, zu glauben, man könnte durch einige wenige selbstevidente Axiome und logische Ableitungen daraus eindeutig und exakt bestimmen, wo die Freiheiten zu beginnen und zu enden haben. Die genauere Auslotung der Grenzen ist immer eine Sache der Abwägung und einen völligen Konsens wird man auch unter Vernünftigen nie erreichen.
Nun zu meinem Einwand:
Ich verstehe nicht, warum (freiwillige) Prostitution unmoralisch sein soll. Das alte Klischee von den Prostituierten, die in Akkordarbeit einen Freier nach dem anderen in heruntergekommenen Absteigen empfangen, sich selbst wegen ihrer Arbeit hassen, von niemandem respektiert werden, ihr Leben nicht im Griff haben, trifft nur auf einen kleinen Teil des Gewerbes zu. In etwas gehobeneren Häusern arbeiten oft selbstbewusste, finanziell unabhängige, lebensfrohe Frauen. Und in noch gehobeneren Sphären trifft man Escortdamen, die ihre Kunden selbst auswählen, zum großen Teil einen Hochschulabschluss und vielseitige Interessen haben, die ihre Lebensweise wirklich genießen. (Und diese unterschiedlichen Sphären des Gewerbes gab es schon in der Antike).
Das Argument mit der “Entwertung der romantischen Liebe” kann ich auch nicht wirklich nachvollziehen. Damit müsste auch jede Form von Gruppensex, Swingersex etc. unmoralisch sein. Gerade Swingerpaare haben aber sehr oft eine sehr innige Beziehung, die auf absolutem Vertrauen und Respekt beruht. Ich weiß leider nicht, ob es dazu Studien gibt, würde aber sehr stark vermuten, dass etwa die Scheidungs-/Trennungsrate unter Swingerpaaren mit Kindern signifikant geringer ist als bei den restlichen Paaren mit Kindern.
Wenn manche Menschen Sex und Liebesbeziehung für untrennbar miteinander verbunden erachten ist es okay. Genauso okay ist es aber, wenn sie das nicht tun, und in gegenseitiger Liebe und Vertrauen ihre (biologisch veranlagten) Wünsche auch mit anderen ausleben möchten. Sei es in Swingerclubs sei es im Hotel mit einem Callboy oder einer Callgirl. Ich glaube nicht, dass es rationale Gründe dafür gibt, dies als “unmoralisch” zu bewerten.